Piesporter Goldtröpfchen 1. Gewächs 2004 – Reinhold Haart

Nachdem das Weingut Keller aus Rheinhessen seit nun über zehn Jahren den trockenen deutschen Riesling auf Weltniveau gebracht hat, eifern nun auch immer mehr Winzer und Weingüter diesem Erfolg nach. So sind wohl im Windschatten des inzwischen großen Vorreiters zahlreiche weitere gute bis sehr gute trocken ausgebaute Riesling in vielen deutschen Anbauregionen entstanden.

Wohl auch durch die globale Klimaerwärmung gelingen inzwischen selbst in den nördlicheren Weinbauregionen wie der Mosel sehr gute trockene Rieslinge. Nun muß ich gestehen das für mich ein Moselriesling feinherb oder halbtrocken als Kabinett oder Spätlese meist am besten mundet. Und genau solche faszinierende Moselrieslinge gelingen dem Weingut Reinhold Haart aus Piesport an der Mosel fast jedes Jahr.

Um so erstaunter war ich als mein Weinhändler plötzlich einen Moselriesling von diesem Weingut mit trockenem Ausbau im Lieferprogram hatte. Aus Neugier nahm ich drei Flaschen mit nach Hause. Vor einigen Jahren verbrachten wir eine Woche an der Mosel und haben dort einige Weine probiert. Von den trockenen Rieslingen konnte uns damals keiner wirklich begeistern. Die wenigen Durchgegoren die es damals gab erschienen mir für die Qualität meist zu überteuert und schmeckten meist sehr vordergründig und flach.

Aber nun kommen wir endlich zu den Verkostungseindrücken die ich von diesem Riesling hatte. Dazu muß ich allerdings sagen das ich letztes Wochenende bereits die dritte und damit letzte Flasche genossen habe. Nun sagt man ja den meisten trockenen deutschen Rieslingen nach das sie jung getrunken werden sollten, da sie sich durch Alterung nicht oder kaum verbessern. Wobei es hier sicherlich bei den Topweinen einzelne Ausnahmen gibt wo die Weine nach ein paar Jahren ihre Fruchtaromen verändern. Ob dies jeweils dann besser ist dürfte wohl mehr persönliche Geschmackssache sein.

Mit 11,5% Alkohol kommt der durchgegorene Riesling logischerweise mehr als Leichtgewicht daher. Aber ich mag leichtere Weine. Vor allem im Sommer. Und wenn diese dann noch die passende Zitrusfrische haben. Perfekt. Aber ich schweife schon wieder vom eigentlichen Thema ab. Nun schenken wir endlich den Wein in ein Rieslinglas von Riedel ein. Ich will das Optimum an Duft und Geschmacksaromen aus dem Wein herausschmecken. Erstaunlich. Selbst nach über 5 Jahren zeigt er sich noch im hellen goldgelb. Von der Farbe würde ich ihn nun wirklich nicht auf sein Alter schließen können. Da wirkt er optisch jünger.

Weinglas mit Weißwein
Weinglas mit Weißwein

Ungeschwenkt hat er einen frischen mineralischen Duft! Dieser verstärkt sich nach dem Schwenken. Bereits im Duft kann man Rückschlüsse auf den Schieferboden machen. Und spätestens beim schmecken wird die Schiefermineralik bestätigt. Keine Angst der Wein schmeckt nicht nach Schieferstein. Die mineralische Note ist fein in der Frucht eingebunden. Sozusagen harmonisch. Ach ja, ich konnte eine freinfruchtige Pampelmuse mit leichter Graphitnote schmecken. Der Abgang ist für einen Weißwein mit dieser Leichigkeit sehr lange. Für mich ein sehr guter trocken ausgebauter Riesling von der Mosel.

Ergänzend möchte ich noch erwähnen, das mein Weinkeller relativ warm ist. Selbst im Winter fällt die Temperatur minimal auf 15 Grad Celsius. Dies hat spürbaren Einfluß auf die Reifung der meisten eingekellerten Weine. Diese reifen erfahrungsgemäß spürbar schneller. So ist dies auch bei diesem Verkostungsbericht zu berücksichtigen. Der Wein dürfte also gegenüber einer kühleren Lagererung bereits um 1-3 Jahre reifer entwickelt gewesen sein.

Fazit:

Ich habe von diesem Wein von 2007 bis 2009 drei Flaschen verkostet um seine Entwicklung in Erfahrung zu bringen. Wie bei fast allen vergorenen Weißweinen ist auch dieser im jungen Alter säurebetont. Wobei die Säure bei diesem Goldtröpfchen nie dominant, sondern immer im schönen Gleichgewicht mit der Frucht und Mineralik stand. Erst die letzte Flasche zeigte eine deutlichere Mineralik und der Moselriesling offenbarte durch die Schiefernote seine Herkunft.

Ein edler feiner und wohlmundender Riesling auf gutem Niveau mit einem akzeptablen Preis- Leistungsverhältnis. Akteptabel da ich mir als Schwabe fast immer einen günstigeren Verkaufspreis vorstellen könnte. Aber der Winzer muß ja auch für seine Mühe belohnt werden. Und wer die Steillagen an der Mosel einmal selbst gesehen hat, weiß das diese Weine viel zu billig verkauft werden!

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