Das Weingut Jürgen Ellwanger in Winterbach gehört seit Jahrzehnten zu einem der besten in Württemberg. Als Gründungsmitglied der Hades-Gruppe, hat man bereits 1986 angefangen mit dem Ausbau kleiner Barrique-Fässer zu experimentieren. Der Barrique-Ausbau von Weinen war damals in Deutschland fast vergessen worden. Die Hades-Gruppe hat diese in anderen Weinbauländern übliche Ausbaumethode wieder neu aufgegriffen. Heute gibt es auch in Deutschland sehr viele qualitätsorientierte Weingüter, welche ihre besseren Weine in den Barrique-Eichenfässern reifen lassen. Damals waren solche Weine im deutschen Weingesetz noch nicht berücksichtigt und durften deswegen nur als Tafelwein verkauft werden. Inzwischen wurde das Weingesetz in Deutschland in vielen Punkten überarbeitet und modernisiert.
Die Rotweine von Ellwanger sind bereits über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Dank der globalen Klimaerwärmung reifen inzwischen auch Merlot und Cabernet Sauvignon im Remstal hervorragend. 2020 habe ich mir aus Neugier zwei Flaschen vom Merlot Hades 2016 gekauft. 26,13 Euro für 0,75 l. Der krumme Betrag kam durch die reduzierte Mehrwertsteuer im Corona-Jahr zustande. 13,5% Alkoholvolumen. Kann ein Remstal-Merlot mit einem Bordeaux mithalten?
Merlot Hades 2016 – Farbe
Purpurrot.
Merlot Hades 2016 – Aroma
Kräftig intensive rote Früchte., Himbeeren, etwas Johanisbeeren, Brombeeren, leichter süßlicher Fruchtmix, Cassis, ganz leichter dezenter Rauch.
Merlot Hades 2016 – Geschmack
Frisch, feinherb, Himbeeren, Schwarzkirschen, etwas Vanille, vollfruchtig, etwas süßer werdend, saftig.
Merlot Hades 2016 – Abgang
Feinherb, Zedernholz, sehr lang.
Merlot Hades 2016 – Fazit
Mich erstaunt es immer wieder, welche Rotweinqualitäten heute im Remstal angeboten werden. Aber nicht nur die Qualität, auch die Vielfalt der Traubensorten hat in den letzten 20 Jahren zugenommen. Diese Erkenntnis kam mir auch beim vekosten dieses Rotweines. Ein sehr guter Merlot aus Deutschland. Für hervorragend fehlt mir noch ein wenig. Er kann aber jetzt schon mit einigen aus dem Bordeaux mithalten. Und dennoch wirkt er nicht wie ein Merlot aus dem Pomerol. Man merkt ihm die regionelle Handschrift des Winzers und der Region an. Die zweite und letzte Flasche werde ich noch ein paar Jahre liegen lassen. Er ist schon jetzt sehr gut geniessbar. 24 Monate Reifung im neuen Barrique und dennoch schmeckt er nicht zu holzig. Das Holz harmoniert bereits jetzt gut mit der Frucht. In ein paar Jahren harmoniert diese Kombination vielleicht noch mehr?
Beim Weingut ist dieser Jahrgang inzwischen vergriffen. Der Folgejahrgang wird inzwischen angebote und dürfte kaum schwächer sein. Eventuell ist der 2016 noch bei einem Händler verfügbar. Ein Merlot für einen besonderen Anlass.