Weihnachten ist ein guter Anlass mal wieder eine gute oder sehr gute Flache Wein zu öffnen. Meist kann ich mich aber nur schwer entscheiden, welcher Wein nun für die Weihnachtsfeiertage würdig genug ist?
Final bleiben dann meist zwei oder drei verschiedene Weine in der engeren Auswahl. Mit der Entscheidung mache ich es mir da meist recht einfach und öffne alle zwei oder drei Flaschen. Nein, nicht an einem Tag oder Abend. Die Weine werden von Heiligabend über die Weihnachstfeiertage verteilt und meist am Abend solo genossen.
Im Keller schlummerte noch ein 2006er Simonroth Spätburgunder R vom Weingut Schnaitmann. Der Gault Millau hat ihm damals eine Bewertung über Neunzig Punkte vergeben, allerdings keine hohe Lagerfähigkeit vorhergesagt.
Ich hatte mir damals zwei Flaschen für je 35 Euro gekauft. Die erste wurde vor zwei Jahren, ebenfalls an Heiligabend geöffnet. Und damals war der Spätburgunder wirklich grandios. Mal sehen wie er sich in zwei Jahren entwickelt hat?
Nun ist mein Keller suboptimal zur längeren Lagerung von Wein. Im Sommer hat es fast dauerhaft über zwanzig Grad. Manche Korken trocknen da schneller als üblich aus. Deswegen kontrolliere ich auch mehrmals im Jahr alle Flaschen. Wenn an der Verschlusskapsel bereits Wein erkennbar ist, wird er zeitnah verkostet.
Aber meist ist dies nicht notwendig. Die meisten hochwertigen Weine haben zum Glück auch hochwertige Korken, die lange haltbar sind. Beim öffnen von diesem Spätburgunder hatte ich allerdings etwas Mühe. Der Korken war wohl doch schon sehr trocken und ist beim öffnen mit dem Korkenzieher zerbröselt. Mist. Eigentlich will ich einen reiferen Wein nicht dekantieren, da sonst die Duftaromen sich schneller verflüchtigen könnten.
Aber es ging nicht anders. Der Wein wurde in eine Karaffe dekantiert. Die Korkenstücke würden mit einem Küchensieb abgefangen. Endlich ist Heiligabend.
Die Farbe ist immer noch purpurrot im Glas. Die lichteren Farbränder sind, wie erwartet, bereits orange. Ein Zeichen dass der Rotwein bereits eine gewisse Reife hat.
Ein Duft nach süßen, leicht marmeladigen Früchten, frischem Waldboden, gegerbten Leder und intensiv nach Vanille.
Am Gaumen hat man einen milden Geschmack. Ein mildes fein eingebundemes Tanin, dass dem Wein noch etwas Rückgrat verleiht. Man kann verschiedene rote Früchte, wie Himbeeren und Brombeeren, etwas Leder und sehr feine Röstaromen schmecken. Der Spätburgunder endet in einem langen feinen geschmeidigen Abgang.
Das Tanin und feine Barrique-Aromen sind in einem herrlichen Gleichgewicht mit den leicht säurebetonten Früchten.
Fazit:
Ein feiner Spätburgunder auf sehr hohen Niveau. Vor zwei Jahren hat er mir noch besser gemundet. Aber auch heute hat er ein ausgewogenes Aroma zwischen Tanin, Frucht und Barrique. Top-Burgunder aus dem Remstal.