Weiter geht die Suche nach einem sehr guten Lemberger aus dem Remstal. Halt! Das Weingut Wöhrwag ist aus Stuttgart-Untertürkheim. Eigentlich liegt der Ortstteil Untertürkheim im Neckartal. Dennoch wird es im Gault Millau dem Remtal zugeordnet. Auf schwäbisch gesagt, liegt es auch nur über dem Buckel drüber. Sozusagen auf der anderen Weinbergseite von Fellbach aus gesehen. Wobei von Fellbach die Weinberge um den Kappelberg herum bis Untertürckheim grenzelos übergehen. Da ist eine Abgrenzung nur schwer möglich. Die einheimischen im Remstal halten ein Weingut aus Untertürckheim allerdings für keines aus dem Remstal. Das stimmt geographisch einfach nicht.
Mir ist es dennoch egal. Für mich zählt nur der Inhalt dieser Flasche. Gut oder nicht gut? Das Weingut Wöhrwag ist mir schon gute 30 Jahre bekannt. Er war in Württemberg mit der Rotwein-Cuvee Philipp einer der ersten, welcher eine Rotwein-Cuvee machte. Damals galten Cuvees bei den Einheimischen noch als billige Verschnitte. Mag sein, daß dies in den 50er und 60er Jahren mal so war. Jeder Bordeaux-Wein ist auch eine Cuvee aus mehreren Rebsorten. Und die Cuvee Philipp darf durchaus als Vorreiter und Vorbild für die heutigen Rotwein-Cuvee`s in Württemberg zählen. Bei einer Cuvee sollen sich die Stärken einer jeden Rebsorte ergänzen.
Meine Wahl fiel auf die Erste Lage. Ein Lemberger aus der Lage Untertürckheimer Herzogenberg 2017. Der Weinberg ist eine Monopollage des Weingutes. 14,50 Euro kostet die 0,75 l Flasche. 13% Alkoholvolumen. Die Reifung erfolgte 15 Monate in 225 l Barriques.
Farbe Lemberger Untertürkheimer Herzogenberg 2017
Purpurrot.
Aroma Lemberger Untertürkheimer Herzogenberg 2017
Frische, fruchtig, Himbeeren, Brombeeren, etwas Rauch.
Geschmack Lemberger Untertürkheimer Herzogenberg 2017
Fruchtig, saftig, Himbeeren, Johannisbeeren, etwas Brombeeren, leicht herb, leicht nussig.
Abgang Lemberger Untertürkheimer Herzogenberg 2017
Etwas herb, Himbeeren, Brombeeren, nussig und Pfeffer.
Fazit Lemberger Untertürkheimer Herzogenberg 2017
Sehr guter Lemberger aus der Monopollage Untertürkheimer Herzogenberg. Tolle Fruchtsüße und Säure. Der gekonnte Einsatz des Barriqueholzes verleiht dem Wein eine erweiterte Aromatik und Geschmacknuancen. Im Abgang hat er Nussgeschmack aufblitzen lassen. Für mich ist das Holz derzeit noch einen Tick zu dominant. Am Folgetag war das Holz noch harmonischer in der Frucht eingebunden und verleiht dem Wein eine hohe Spannung und Druck auf dem Gaumen. In der Qualität wäre dieser Lemberger bei manch anderem Weingut das große Gewächs. Noch ein bis drei Jahren reifen lassen und man hat ein sehr haromonisches Gleichgewicht zwischen Frucht und Holz. Wer nicht warten will, sollte ihn zwei bis drei Stunden vorher dekantieren.