Schloß Leyer Rotwein 1963 – kurioser Weinfund

Eine lustige Wein-Entdeckung erhielt ich von meinem Vater an meinem 40. Geburtstag. Als absoluter Wein-Unwissender meinte er mir etwas gutes tun zu wollen. Er erwarb aus einer mir bis heute nicht bekannten Quelle einen Wein aus meinem Geburtsjahr. Halt, falsch. Einen 1964er hat er nicht bekommen. Aber 1963 ist ja als Alternative kein Fehler, da er ja sogar noch ein weiteres Jahr älter ist.

Schloß Leyer Rotwein 1963
Schloß Leyer Rotwein 1963

Ich war nach dem Auspacken des Geschenkes doch sehr überrascht als ich die Zahlen des Jahrganges gelesen hatte. 1963. Schloss Leyer Rotwein? Schlossgut Diel auf Burg Leyen Bingen Rhein und das ganze auch noch von der Nahe? Ach ich vergaß ganz, daß da noch frühere Besitzungen und Schloss-Kellerei des Freiherr von Dalsberg auf dem Etikett stand. Was man 1963 so alles auf ein Rotwein-Etikett geschrieben hat. Aber wo steht hier die Rebsorte und der Alkoholgehalt? Fehlanzeige. Die haben wohl keinen Platz mehr auf dem Etikett gehabt.

Ist ein Rotwein von 1963 von der Nahe 41 Jahren überhaupt noch genießbar? Um etwas mehr Gewißheit zu bekommen habe ich eine Mail an das heutige Schloßgut Diehl Burg Layen geschrieben. Und prompt kam auch die Antwort. Leider konnten wir diesen Wein in unseren alten Weinbüchern nicht mehr finden. Die Rebsorte könnte Portugieser sein welche man in den 60er Jahren normalerweise als Deckwein zum färben anderen Rotweinsorten verwendet hat. Wahrscheinlich ist der Wein bereits weit über seinen Genusszenit hinaus.

Schade dachte ich. Aber eine positivere Auskunft hätte mich doch sehr überrascht.

Also wurde der Wein einfach mal vorsichtig entkorkt. Erstaunlich das der über 40 Jahre alte Naturkorken sich relativ gut gehalten hat! Ok, oben war er schon etwas schmierig und durchnäßt. Aber man konnte ihn mit einem Kellnermesser ohne viele Reste der Flasche entlocken. Eine erste Geruchsprobe an der geöffneten Flasche bestätigte bereits die Prognose vom Schloßgut Diel. Ein ziemlich stechender Geruch nach Petrolium. Egal. Der Wein wird trotzdem vorsichtig in ein Rotweinglas befördert. Immerhin hat sich der rote Farbton gut gehalten. Gut, er tendiert schon spürbar ins bräunliche. Aber für einen mutmaßlichen Deckwein erstaunlich.

Nach dem ersten schwenken verflüchtigt sich ein Teil des Petroliumduftes. Aber eben nur ein Teil. Am Gaumen schmeckt man fast nur Säure. Schade das ich mich mit Essig nicht so auskenne. Vielleicht wäre dies eine ganz brauchbare vielleicht sogar exquisite Essigmutter? Kann man ihn für ein Jahr in ein Holzfässchen stecken und ihn dann als schwäbischen Balsamico verkaufen? Ich glaube nicht?

Fazit:

Ein interessanter Rotwein, von deren Existens offenbar nicht einmal das Schlossgut Diel mehr Bescheid wusste! Leider schon ein paar Jahr über seinem Genusszenit hinaus. Aber eine lustige Erfahrung und als Erinnerung bleibt mir ein sehr schönes altes Weinetikett.

Leave a Reply